Die Aussagen von Wolfgang Frick waren nicht sehr schmeichelhaft für Agenturen.
Roger Harlacher, der an der GV kurz vor dem Anlass zu seiner dritten Amtsperiode als Präsident wiedergewählt wurde, begrüsste 333 Gäste im StageOne in Zürich Oerlikon. "Ein neuer Besucherrekord zum 65. Jubiläum des Verbandes, der inzwischen 162 Mitglieder zählt", schreibt der Schweizer Werbe-Auftraggeberverband (SWA) in einer Mitteilung. Seit der letzten GV 2014 verzeichnet der SWA 15 Neumitglieder: Pernod Ricard Swiss, ÖKK, Sunrise, Beiersdorf, Sigvaris, Doetsch Grether, Möhl Apfelsäfte, Möbel Egger, Jumbo Markt, 4B Fenster, Swiss Casinos, Similasan, BKW Energie, Cornercard und Loterie Romande.
Nachdem sich der SWA in den vergangenen Jahren aus guten Gründen mit der im Umbruch befindlichen Medienlandschaft und dem Kampf der Auftraggeber um brauchbare Zahlen zu den neuen Medien sowie deren "Return on Investment" befasst hat, ging es diesmal um die Werbebotschaft selbst.
Amir Kassaei, Chief Creative Director, DDB Worldwide erklärte zu Anfang seines Referates über "Brand and Influence" dass "digital" kein Medium ist, sondern eine Plattform – ebenso wie Facebook und die übrige Social Media – un, dass es längst nicht mehr auf Reichweite ankommt, sondern auf Relevanz (persoenlich.com berichtete).
Tina Beuchler, Vorsitzende des OWM sowie Digital & Media Director bei Nestlé Deutschland AG, zeigte anhand der Werbung für Felix Katzenfutter, wie sich mit Hilfe elektronischer Verfolgungsgeräte neue Erkenntnisse über das Verhalten von Katzen im Freien gewinnen lassen, die dem Katzenbesitzer echten Nutzen bringen. OWM ist die deutsche Schwesterorganisation des SWA und sieht sich als Vordenker der werbetreibenden Unternehmen. Die Probleme seien im viel grösseren deutschen Markt sehr ähnlich wie in der Schweiz: Man wolle eine Plattform zur Messung der Werbewirksamkeit installieren, kämpfe für mehr Transparenz bei den Agenturabrechnungen und kenne die Probleme der Leistungsmessung der stark gestiegenen Online Werbung nur zu gut.
Jochen Lenhard, Geschäftsführer Mediaplus Gruppe Deutschland, sprach über die 800'000 Marken in Deutschland und wie vergleichsweise wenige Botschaften wirklich im überforderten Gehirn der Menschen haften bleiben. Eine Möglichkeit zur Erhöhung der Aufmerksamkeit sieht er in der Schaffung neuer Werbung in der Kombination von digitalen und analogen Werbemitteln – und anhand der Spuren, die der User im Netz hinterlässt. "Die richtige Botschaft am richtigen Ort, zur richtigen Zeit für die richtige Zielgruppe", so Lenhard. Er belegte dies mit Beispielen von ZDF und Adidas sowie der überaus erfolgreichen Kampagne für den BMW i8 mit einer Google Glass Brille.
Auf die Referate folgte Es folgte ein Roundtable-Gespräch der drei Referenten zusammen mit Wolfgang Frick, Geschäftsleiter Marketing und Sortimentsmanagement der Spar Gruppe – moderiert von Patrik Müller, Chefredaktor der "Schweiz am Sonntag". Einige der Statements von Wolfgang Frick waren druckreif, wenn auch nicht sehr schmeichelhaft für die Agenturen: "Man kauft oft von den Agenturen die eigenen Ideen des Unternehmens zurück." Oder: "Reichweite ist ein weiter Weg, um reich zu werden." Und der Agenturboss Amir Kassaei schloss mit der Erkenntnis: "Die Agenturen haben in den letzten 30 Jahren an Ansehen alsgleichberechtigte Partner der Unternehmen verloren. Und sie sind selbst daran schuld".
Quelle: persoenlich.com, 27. März 2015