Teams treffen die besten Entscheidungen

Eine alte Weisheit besagt: "Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe einen Arbeitskreis", sagt Wolfgang Frick. Aber wenn auf der Zuständigkeitsliste "ALLE" steht können Sie sicher sein, dass es keine Entscheidung und somit keine Umsetzung gibt, so Frick. Der studierte Betriebswirt ist Marketingvorstand der Schweizer Spar Handels AG und blickt auf mehr als 30 Lehr-, Studien- und Berufsjahre zurück. Im März erschien sein neues Buch "Die neue Lust am Entscheiden". Wer gute Entscheidungen treffen will - sei es in einem kleinen Team oder im Ganzen Unternehmen - müsse vor allem das „to do“ konkret bezeichnen, damit festgelegt werden kann, wer was machen soll und ein Protokoll auch als Entscheidungsgrundlage heran gezogen werden kann. Das funktioniert allerdings nur, wenn derjenige, dessen Namen hinter dem „to do“ steht, die Sache auch ernst nimmt.

 

Fehler müssen oder lassen sich immer zuordnen

Erweist sich eine Entscheidung im Nachhinein als Falsch, ist der Schuldige schnell gefunden - meint man. Frick sagt dagegen: Je länger über eine Sache diskutiert und somit die Entscheidung „verschleppt“, desto eher kommt man zu einem Ergebnis, das keiner wollte und niemand mehr weiß, wie es zustande gekommen ist.

 

 

 

Einer allein kann gar nicht den vollen Überblick haben

Hier ist es ähnlich wie mit dem Irrtum, dass Teams bessere Entscheidungen treffen, als einer allein. Der Gedanke dahinter: Je mehr an einer Entscheidung beteiligt sind, desto besser das Ergebnis. Wie das Sprichwort "Zu viele Köche verderben den Brei" schon sagt, ist dem nicht so. Es gibt keine Korrelation zwischen „Anzahl an Entscheidung Beteiligter“ und „Entscheidungsgüte“, sagt Frick. In Einzel- oder in Kleingruppen gefällte Entscheidungen können qualitativ besser ausfallen als in großen Gremien getroffene.

 

Sicherheit versprühen auch bei totaler Unsicherheit

Wer bei einer Übernahme, Umstrukturierung oder sonstigen gravierenden Änderungen alles weglächelt und garantiert: "Es ändert sich einmal nichts, wir machen mit dem gleichen Team und in gleicher Art und Weise weiter." lähmt die Mitarbeiter und Kollegen. Genau in solchen Zeiten gilt es, Zeichen zu setzen. Klar und unmissverständlich – dann werden Entscheidungen glaubhaft.

 

Das Problem lässt sich aussitzen

Die Vogel-Strauß-Politik - Kopf in den Sand und warten bis es vorbei ist - hat noch niemandem geholfen. Entscheidungen muss man sich stellen – mit allen Konsequenzen. Mitarbeiter brauchen vor allem in Krisenzeiten eine Orientierung, einen Leuchtturm.

 

Die halbe Wahrheit genügt

Zweimal die halbe Wahrheit ist am Schluss nicht die ganze Wahrheit: Mit Vertuschungspolitik – Abteilungsleiter A sage ich das und B das andere – motiviert man kein Team. Es braucht 100 prozentige Offenheit und Klarheit, was Sache ist.

 

Entscheidungen müssen nicht begründet sein

"Ich habe mir gedacht, diese Veranstaltung ist nicht interessant für dich" - autsch. Für andere zu entscheiden und diese vor vollendete Tatsachen zu stellen, ist ein einfacher Weg – für den der diesen kennt. Allerdings sollte man die Entscheidung und der (plausible) Grund dafür dem Mitarbeiter klar und deutlich – unter 4 Augen – kommunizieren.

 

Die Zeit heilt alle Wunden

Fehlentscheidungen, die nicht kommentiert werden, kränken und hemmen den Fortschritt im Unternehmen. Jeder Entscheid, der verschleppt oder nicht eindeutig kommuniziert wird, lässt Spekulationen zu. Mitarbeiter fangen an, sich ihre eigene Wahrheit über den „Fall“ zu bilden. Darunter leiden Vertrauen und Glaubwürdigkeit der Führungskraft. Und Mitarbeiter vergessen nie, wenn ihnen gegenüber eine gefühlte Ungerechtigkeit passiert ist.

Entscheidungen per Mail gehen schneller

E-Mails fällen keine Entscheidungen, sondern verzögern, verschleppen diese und machen unbeteiligte Personen nur zu Mitwissern. Bei einigen Mitarbeitern muss man sich fragen, ob sie ein Zeilenhonorar als Gehaltsbestandteil vereinbart haben. In langen Mails werden Haltungen und Meinungen (nicht unbedingt Informationen) ausgetauscht, in Unmengen von Namen im CC alle zu Mitwissern gemacht und ein Entscheidungskarussell angestoßen.

 

Männer treffen bessere Entscheidungen

"Frauen sind die schlechteren Entscheider" ist der vielleicht größte Irrtum. Frauen sind weniger im Entscheidungsneid verhaftet, sind also nicht per se gegen einen Vorschlag, nur weil er vom Konkurrenten stammt, sondern entscheiden eher „nutzen- und problemlösungsorientierter“.