Ein jeder kennt das Gefühl, im Supermarkt in der Schlange zu stehen und sich zu fragen, ob es nicht vernünftiger gewesen wäre, sich nebenan anzustellen. Rund 20.000 Entscheidungen treffen wir täglich, die meisten unbewusst und automatisiert, wie etwa das Halten an einer roten Ampel. Andere Entscheidungen hingegen erfordern etwas mehr Hingabe und werden mitunter gar zurBürde. Dr. Wolfgang Frick kennt den Grund: „Wir haben verlernt, spontan zu sein.
Der Bauch entscheidet, der Kopf argumentiert – viele Menschen sind sehr rational und achten nur darauf, ob sich ihre Entscheidung auch rechnet. Würden wir mehr auf unsere inneren Bedürfnisse hören, also auf unser Bauchgefühl, fiele uns das Entscheiden viel leichter. Mehr noch:Wir hätten sogar Spaß dabei!“
Richtig oder falsch?
Der 49-jährige Autor ist jedenfalls davon überzeugt, dass Entscheidungen Chancen sind, die oft nicht genutzt werden: „Der mutige Soldat zieht den Säbel, der feige lässt das Schwert lieber stecken, weil er dann keinen Fehler machen kann. Anders formuliert: Lieber verpasse ich heute etwas, als einen falschen Entschluss zu treffen.“
Es sei fatal, in den Kategorien „Richtig“ oder „Falsch“ zu denken, vielmehr gehe es darum, authentisch zu bleiben: „Jeder Mensch ist einzigartig, und manche sind eben risikofreudiger als andere. Übung macht bekanntlich den Meister, und ein gesundes Selbstgespräch, um sich selbst auf den Grund zu kommen, hat noch keinem geschadet! Außerdem reifen wir nicht mit den Jahren, sondern mit unseren Entscheidungen.“ Und wie hält der Frastanzer es eigentlich persönlich mit der Entscheidungsfindung? „Erst einmal eine Nacht darüber schlafen, und wenn das nicht hilft, ziehe ich mich auf einen Berg, vorzugsweise die Bazora, zurück. Über den Dingen stehend kann man den Blick und die Gedanken schweifen lassen.“
Eines ist aber auch klar: Ist ein Entschluss erst einmal gefasst, muss man mit den Konsequenzen leben. Sich zu einemneuen Partner zu bekennen oder sein Leben neu zu gestalten erfordert Rückgrat. Und nicht jeder Rat von außen ist gut gemeint: „Unser Hirn kann nicht absolut bewerten, es braucht immer eine Relation. Wir vergleichen unser eigenes Leben mit dem des anderen. Oft hört man den Satz: Das würde ich an deiner Stelle nicht tun! Dieser sogenannte Entscheidungsneid – also bewusst gegen etwas zu sein, nur weil es dem anderen dann besser als einem selbst gehen könnte – ist sehr gefährlich.“
Innere Zweifel hin, äußere Widerstände her – entscheiden Sie sich! „Alles auf morgen zu verschieben hat nichts mit Zukunftsorientierung zu tun. Eine klare und bewusste Entscheidung befreit und ist ein Gipfelsieg für die eigene Persönlichkeit.“
Sandra Nemetschke